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WIENINGER MAGAZIN

Stabübergabe beim Wieninger-Wald

Interview mit Albrecht von Bodelschwingh und Franz Staudinger.

Michael Gorbatschow hatte in der damaligen Sowjetunion das Sagen, im Weißen Haus in Washington saß noch Ronald Reagan und in Deutschland wurde verbleites Normalbenzin verboten. Damals, vor 34 Jahren, begann auch bei der Brauerei Wieninger eine neue Ära. Albrecht von Bodelschwingh wurde der neue Forstverwalter. Jetzt – über drei Jahrzehnte später – übergibt er diese Aufgabe an Franz Staudinger. Im Interview erzählen die beiden unter anderem, was es für sie bedeutet, wenn ein Sturm einen ganzen Bestand zerstört, warum sie es lieben, im Wald zu arbeiten und vor welchen Aufgaben die Forstverwaltung in Zukunft steht.  

 

 

Albrecht, 34 Jahre warst Du für den Wald der Brauerei Wieninger zuständig. Was bleibt Dir da in Erinnerung?

Albrecht: Sehr viel und sehr viel Unaussprechliches. Sehr viel Energie und Schlaflosigkeit. Denn ich hab mich wirklich bemüht, den Wald so zu erhalten, wie er erhalten werden sollte. Und das soll auch so bleiben. Da bin ich aber zuversichtlich. Der Franz macht das schon. Die Nachfolge ist genau so gesichert, wie ich mir das gewünscht habe.  

Wie war das für Dich, über so viele Jahre so eine verantwortungsvolle Aufgabe zu haben?

Albrecht: Das war Leidenschaft. Für´s Holz, für den Wald aber auch für´s Wild, die Forstwirtschaft und den Wegebau. Aber das war von zu Hause auch so eingegeben. Wir hatten daheim einen großen Betrieb. Da musste jeder mitarbeiten, ob er wollte oder nicht. Das war Ehrensache. Da wurde auch nicht gefragt, ob man geschwitzt hat.

Dabei war es am Anfang gar nicht mal selbstverständlich, dass Du diese Aufgabe übernimmst. Du hast ja zunächst etwas gezögert.

Albrecht: Das war tatsächlich so. Weil das so viel Unbekanntes war, was mir da bevor stand. Ausschlaggebend war damals, als ich mal an einem Abend am Höglwörther See war und den Sonnenuntergang gesehen habe. So einen Sonnenuntergang hab ich bis dahin noch nie erlebt. Da war mir klar, dass ich die Aufgabe übernehme. Für mich war ja damals die große Frage: Schaff ich das oder schaff ich das nicht? Und ich hab es geschafft. Da bin ich auch stolz drauf.

Franz, Du übernimmst die Aufgabe als Forstverwalter. Momentan läuft die Übergabe. Mit welchem Gefühl blickst Du auf diesen neuen Abschnitt voraus?

Franz: Es ist schon eine Herausforderung, das weiterzuführen, was Albrecht geschaffen hat. Das ist nicht selbstverständlich, das so hinzubekommen. Dass Entscheidungen, die man trifft, in der Öffentlichkeit akzeptiert werden. Das ist nicht einfach. Albrecht hat einen sehr guten Wald hinterlassen und das wollen wir beibehalten. Wir stellen uns der Aufgabe und freuen uns darauf, dass uns dieses Vertrauen geschenkt wird, dass wir das hinbekommen. 

Wenn man sich mit Euch beiden unterhält, da spürt man förmlich die Leidenschaft für das, was Ihr macht. Was macht für Euch die Arbeit im und mit dem Wald aus?

Franz: Das Schöne ist, dass wir das begleiten dürfen, was die Natur hervorbringt. Wir können nur zuschauen und mitgehen. Wir können es nicht steuern. Wir können es nicht beschleunigen. Wir müssen einfach sehen, was die Natur vor hat. Auch wenn´s mal Probleme gibt. Und da ist der Ansatz von Albrecht auch oft das Bauchgefühl. Man trifft oft Entscheidungen und weiß eigentlich gar nicht, warum man das so entschieden hat. Aber es ist richtig gewesen. Das gibt uns auch die Zuversicht, dass wir es schaffen. 

Albrecht: Die Leidenschaft ist schon gewaltig. Denn Du stehst teilweise vor einem Trümmerhaufen und denkst Dir dann: Wie krieg ich das wieder in Ordnung? Da muss der Plan einfach von innen kommen. Ich denke da immer wieder zurück an den Windwurf Wiebke. Das war einer der ersten großen Windwürfe, die ich mitgemacht habe. Da stand die Frage im Raum, was wir mit dem vielen Holz machen, das da rumliegt. Und ich hatte die Idee, dass wir dieses Holz nass lagern. Das war damals eine ganz neue Technik, die keiner von uns kannte. Das Holz durfte nicht zu lange rumliegen. Dann haben wir auf die Schnelle Lagerplätze gesucht.
 

Albrecht, gibt es einen Moment, der Dir in den vergangenen drei Jahrzehnten besonders in Erinnerung geblieben ist?

Albrecht: Einmal hatten wir einen besonders heftigen Sturm. Da ist ein ganzer Bestand vor meinen Augen zusammengebrochen. Das hab ich vorher noch nie gesehen. Und da musste ich weinen. Mittlerweile hab ich mich an so was gewöhnt. Du musst einfach wissen, dass da jemand am Werk ist, der stärker ist, als Du.
 

Sprechen wir mal über die Herausforderung, die man hat, wenn man einen Wald bewirtschaftet. Franz, was kommt da noch auf Euch zu?

Franz: Ein Thema ist tatsächlich die öffentliche Wahrnehmung. Das ist sehr schwierig. Es ist wichtig, die Leute da mitzunehmen und zu erklären, warum man welche Entscheidungen getroffen hat. Probleme gibt’s immer dann, wenn die Öffentlichkeit, der Naturschutz oder andere Institutionen uns nicht mehr zuhören. Da fühlen wir uns eben auf den Schlips getreten. Und da ist es die große Kunst, dass man die Balance zwischen der öffentlichen Wahrnehmung, dem wirtschaftlichen Nutzen und dem Klimawandel findet. Dass die Leute sagen: „Das Holz ist gut begleitet, das passt. Die sind nicht nur auf den Profit aus!“ Wichtig ist, dass die eine Seite der anderen zuhört. 

Nachhaltigkeit spielt bei der Brauerei Wieninger seit jeher eine große Rolle. Was macht Ihr, um den Wald nachhaltig zu bewirtschaften?

Franz: Nachhaltigkeit heißt für mich, dass wir den Bestand begleiten. Ich greife rechtzeitig ein, mache Licht rein, dass sich die neue Generation entwickeln kann, ohne dass wir viele neue Bäume pflanzen müssen. Natürlich gibt’s immer wieder Naturereignisse, die dann eine Kahlfläche schaffen, wo man dann was ergänzen muss. Aber der Wald sollte einfach für sich selber leben können und so betrieben werden, dass die alten Bäume Samen schmeißen und die jungen wieder kommen können. 

Albrecht: Den Begriff Nachhaltigkeit hat damals vor rund 300 Jahren Hans Carl von Carlowitz erfunden. Nachhaltigkeit ist also die Erfindung eines Forstmannes. Dafür zu sorgen, dass so viel nachwächst, wie geerntet wird ist ein forstlicher Grundsatz. 

Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise wird Holz als Energieträger immer wichtiger. Wie seht Ihr da die Bedeutung des Waldes in der Zukunft?

Franz: Der Wald kann sehr viel leisten und stünde bereit, seine Energie in der nachhaltigen Bewirtschaftung zu liefern. Die Voraussetzungen sind aber nicht da. Da ist in der Vergangenheit einiges vergessen worden im Land. Zum Beispiel zentrale Heizwerke mit der entsprechenden umweltfreundlichen Technik. Anstatt auf Holz zu setzen, wurde immer auf andere Energieformen gesetzt. In Österreich ist das alles mit der Natur gelebt worden. Österreich hat zum Beispiel kein Kernkraftwerk, dafür eine Holzindustrie, die schlagkräftig ist. In Bayern bauen wir unsere Kernkraftwerke gerade ab, das kostet uns viel Geld. Und unser Holz fahren wir nach Österreich. Da haben wir eine Entwicklung versäumt. Wichtig wäre es jetzt, dass wir diesen Fehler einsehen und das jetzt ändern. Zentrale Werke aufbauen, wo der Rohstoff vor Ort auf kurzen Wegen hinkommt. Die Brauerei Wieninger hat selber ein Hackschnitzelwerk, dass aus dem Wieninger-Wald beliefert wird. Da sieht man, dass es machbar ist und das es sich rechnet, weil uns diese anderen Energiequellen jetzt eben wegfallen. 

Albrecht, für Dich gehen jetzt über drei Jahrzehnte als Forstverwalter der Brauerei Wieninger zu Ende. Langweilig wird Dir aber wahrscheinlich nicht, oder?

Albrecht: Ich freue mich jetzt darauf, mein Hobby, das Drechseln mehr machen zu können. Das ist eine sehr schöne Tätigkeit. Ich hab schon Eierbecher in rauen Mengen gemacht und die ganze Verwandtschaft damit versorgt. Aber, das ist ja nur eine Leidenschaft, die man hat. Wenn man Hände zum Arbeiten hat, dann kann man auch was mit den Händen schaffen. Diese Schaffenskraft zeichnet uns, glaub ich, beide aus.

Franz: Albrecht hat unglaublich viel geschaffen und für uns ist es einfach sehr wichtig, dass er auch weiter mit eingebunden ist. Weil seine Erfahrungen für die Vielschichtigkeit, die den Wieninger-Wald ausmachen, sehr wichtig sind. Da sind wir jetzt gerade dabei, das alles zu erlernen. Der Albrecht ist da einfach sehr wichtig, wenn man Rückfragen hat. Wir sind eben auch in einer Generation aufgewachsen, in der man die Erfahrung des Alters schätzt. Wenn man die Erfahrung des Alters nicht mehr schätzt, dann muss man sich das alles neu erfinden. Von daher wird der Albrecht auch weiterhin in den Wieninger-Wald eingebunden sein. 

Vielen Dank für das Interview!

Redaktion: Christoph Grabner

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