Es begann 1946. Damals, in den schweren Nachkriegsjahren, hatten die alten Aluminiumtanks im historischen Lagerkeller der Brauerei ihren treuen Dienst angetreten. Über eine lange Steintreppe führte der Weg in das unterirdische Gewölbe, in dem 100 Tanks liegend untergebracht waren. In ihnen reifte das Bier und lagerte kühl, bis zur Abfüllung. „Wir mussten immer den ganzen Keller konstant auf niedriger Temperatur halten und so das Bier kühlen.“,erklärt Bernhard Löw das Konzept des alten Lagerkellers. „Jetzt, im neuen Gebäude, wird nicht mehr der Raum gekühlt, sondern jeder Tank. Das spart einen Haufen Energie!“ Tatsächlich kann die Brauerei durch die neue, komplexe Kühltechnik der stehenden Tanks rund 30% des Stromverbrauchs einsparen. Die Investition in den neuen Lagerkeller war somit eine konsequente Entscheidung der Brauerei, die sich in ihrer Unternehmensphilosophie seit Jahrzehnten zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit verpflichtet.
Dem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen folgte die Brauerei auch bei der Planung des Gebäudes, das sich harmonisch in das historische Areal einfügt. Gebaut wurde ohne künstliches Isoliermaterial. Dass die Energie trotzdem im Gebäude bleibt, ist einem Gesetz der Physik zu verdanken. Die Luftfeuchtigkeit im neuen Lagerkeller wird, mit Hilfe der Abwärme der hauseigenen Biomasseheizung, konstant unter 25% der üblichen Raumfeuchtigkeit gehalten. So wird verhindert, dass die neuen Edelstahl-Tanks schwitzen und die Raumluft bildet ein ganz natürliches Isolationspolster. „Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern für uns alle ein ganz anderes Arbeiten!“, schwärmt Bernhard Löw. „Wir haben Tageslicht, der Raum ist trocken und eben auch nicht so kalt, wie der Keller das früher immer sein musste. Und ganz ehrlich – das Arbeiten mit der Technik macht richtig Spass!“ Durch die fortschrittliche Kühlung der Tanks wird nun nämlich das möglich, was den Brauern im alten Lagerkeller über Jahrzehnte verwehrt blieb: die Temperatur jedes einzelnen Tanks kann unterschiedlich und individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Biers eingestellt werden. Ein willkommenes Plus an Flexibilität für das Fingerspitzengefühl des erfahrenen Brauers. Diesen kann schließlich auch die modernste Technik nicht ersetzen.
Bei Wieninger bleibt die Braukultur echte Handwerkskunst, bestätigt Bernhard Löw. „Der Computer macht das Bier ja nicht. Den ganzen Prozess steuern weiter wir Brauer. Wir kontrollieren die Gärung nach wie vor per Hand, wir treffen die Entscheidungen. Der Computer ist nur Hilfsmittel bei der Ausführung.“ Flexibel, umweltbewusst und nachhaltig präsentiert sich der neue Lagerkeller. Bernhard Löw schließt zufrieden die Türe. In seinem Rücken surrt leise die Kühlelektronik der Tanks, die aufrecht zur Decke ragen. Gut aufgestellt für die Zukunft.