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WIENINGER MAGAZIN

„Jede Frau ist fesch in einem Dirndlgwand“

Ein Gespräch über die Leidenschaft für Tracht, eine Trendwende und die Rolle der Männer beim Stoff kaufen.

Interview mit Karin Moosreiner und Barbara Rosmer.

Wenn im Juli in Teisendorf das Gautrachtenfest des Gauverbandes I stattfindet, dann gehört Tracht einfach dazu. Kaum ein Bayer, der was auf sich hält, hat nicht zumindest ein Stück Tracht in seinem Besitz: Die über Generationen weitervererbte Hirschlederne des Urgroßvaters, ein bequemes Werktagsdirndl oder die Vereinstracht von Musikanten oder Schützen. Auch wenn sich Kleider, Hosen und Hüte von Ort zu Ort unterscheiden, verbindet gerade die Tracht die Regionen und schafft Zusammenhalt. Das sehen auch Karin Moosreiner und Barbara Rosmer so. Beide haben die Leidenschaft für die Tracht sozusagen im Blut. Karin Moosreiner betreibt die Teisendorfer Trachtenstube, Barbara Rosmer ist mit ihrem Teisendorfer Stoffladl die Stoffexpertin im Ort. Wir haben mit den beiden gesprochen.

Ihr habt euch damals im Jahr 2012 selbständig gemacht. Die Karin mit der Trachtenstube, die Barbara mit dem Stoffladl. Wie ist es dazu gekommen?

Karin: Ich war damals bei der Firma Ehrenlechner als Änderungsschneiderin angestellt. Der Chef ist dann in Rente gegangen. Da stand ich vor der Entscheidung mir irgendwo eine Arbeit zu suchen oder mich selbständig zu machen. Nachdem ich beim Ehrenlechner schon viel Erfahrung sammeln durfte, habe ich mich für die Selbständigkeit entschieden. Bereut habe ich es bisher nicht. 

Barbara: Bei mir war´s eigentlich das Gleiche. Die Frau Höscheler hat in Teisendorf in der Poststraße den Stoffladen gehabt. Da hab ich auch schon immer gearbeitet. Sie hat dann aus gesundheitlichen Gründen aufgehört. Dann hab ich mich dazu entschieden, den Laden weiterzuführen. Es ist auch richtig gut gegangen. Es ist halt auch das einzige Stoffgeschäft weit und breit. Und so mache ich das jetzt auch schon wieder elf Jahre. 
 

Wie muss man sich das im Stoffladl vorstellen? Trifft da dieses Klischee zu, dass da nur Frauen einkaufen? Oder kommen da ab und zu auch Männer, die beispielsweise für die Frau was einkaufen?

Barbara: Also die Männer kommen meistens zum Zahlen mit (lacht) oder sie bekommen halt auch eine passende Weste oder so. Aber grundsätzlich sind es tatsächlich 98 Prozent Frauen, die zu uns kommen.

Ich stell mir vor, dass das eine ganz besondere Atmosphäre ist, wenn da eine Frau beispielsweise den Stoff für ihr Hochzeitsdirndl kauft!

Barbara: Ja, das ist schon was Besonderes. Bei uns kann man das Gewand halt auch individuell zusammenstellen. Jeder kann da seinen eigenen Geschmack mit einfließen lassen. Egal ob´s die Farben sind, der Schnitt, die Muster, die Stoffe. Du kannst da selber ein bisschen designen und dein eigenes, individuelles Gewand zusammenstellen. Das hat kein Zweiter. 

Sind es auch in erster Linie Frauen, die bei Dir in der Trachtenstube einkaufen?

Karin: Es sind tatsächlich mehr Frauen. Die Männer kommen nur, wenn es einen speziellen Anlass gibt oder wenn was zu klein geworden ist, das größer gemacht werden soll. Dann wird schon auch mal was Passendes dazu gekauft, aber der größte Teil sind die Damen. Die kommen auch gerne nur mal rein, um zu schauen, ob was Neues da ist.

Wer sind denn die einfacheren Kunden? Männer oder Frauen?

Karin: Das lässt sich eigentlich nicht sagen. Es gibt auch bei den Männern sehr Extravagante. Da können sich auch mal Männer nicht so leicht entscheiden. Die müssen dann auch viel probieren, bis sie das richtige Outfit finden.

Inwiefern ist Tracht auch gewissen Trends unterworfen?

Barbara: Beim Dirndl ist farblich gerade mint, rosa-pastell, Ton in Ton modern. Wenn jetzt beispielsweise Spitze modern wird, dann kommt das bei der Tracht auch. Das dauert dann ein bisschen, dann haben wir auch die Spitzenblusen. Das ist bei den Männern nicht so ausgeprägt. Da gibt’s mal ein neues Hemd, das war´s dann aber auch schon. 

Karin: Bei Farben und den Mustern von den Hemden gibt’s aber auch bei den Männern immer wieder was Neues. Mal sind es mehr Streifen, dann waren es die Karos, dann waren mal ganz feine Muster modern. Jetzt kommen wieder mehr die Streifen. 
 

Mir hat mal ein Trachtler gesagt, dass die einzige wirkliche Tracht die der Trachtenvereine ist. Alles andere ist eigentlich nur Werktagsgewand. Wie seht Ihr das?

Karin: Die Trachtler sind da sehr bodenständig. Da gibt’s halt die Plattlerhose, ein weißes Hemd, die Trachtenweste mit dem Ausschnitt, einen Hut dazu, die handgestrickten Strümpfe und die Berchtesgadener Haferlschuhe. Da ändert sich nicht viel. 

Barbara: Die typische Tracht bei den Trachtenvereinen ist nicht modisch angelehnt. Jeder Verein hat sein eigenes Trachtengewand, das sich nicht ändert. Das ist das Traditionelle. Das was wir verkaufen ist eben die modische Dirndl-Tracht und Lederhose. 
 

Mittlerweile werden auch immer mehr Dirndl-Nähkurse angeboten. Ist das ein Trend, dass man sein Dirndl jetzt immer öfter selber näht?

Barbara: Das hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Egal ob es ein Kinderkleid ist oder das eigene Dirndl. Das ist richtig stark gekommen. Es gibt ja auch im Internet viele Anleitungen und tatsächlich Online-Kurse. Das finde ich schön. 

Bei Euch beiden merkt man richtig, dass Ihr eine große Leidenschaft für das Thema Tracht habt. Was ist für Euch so faszinierend daran?

Barbara: Ich hab auch schon in anderen Branchen gearbeitet. Zum Beispiel im Theater. Ich hab mich aber schon immer zur Tracht hingezogen gefühlt. Das Nähen von Dirndlgewändern hat mich immer schon gefreut. Das ist einfach was Schönes. Da ist jedes Gwand anders, jede Frau ist anders, jede Figur ist anders. Du machst nie das selbe. 

Karin: Wenn man jetzt das gleiche Dirndl hätte und zwei verschiedene Figuren. Das sieht bei jedem anders aus. Und das ist das Schöne.
 

Die Tracht hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen echten Siegeszug hingelegt. Damals hatte sie ein eher schlechtes Image. Da ist man in Tracht auch schon mal als altbacken oder rückständig bezeichnet worden. Könnt Ihr Euch erklären, warum sich das so geändert hat?

Barbara: Weil das Dirndl modischer geworden ist. Das immer Gleiche und Steife ist vor allem bei den jungen Mädels nicht angekommen. Die wollen einfach eine Spitze, die wollen Glitzer, die wollen es bunt. Darum ist das Dirndl auch wieder interessant geworden. Die jungen Frauen haben es alle an und sie heiraten darin. Egal, zu was für Anlässen. Ich glaube, das war tatsächlich der Durchbruch.

Karin: Ich hab Dirndlschneiderin gelernt. Für das Pfingstfest in Holzhausen für den Leonhardiritt hab ich mir damals ein Dirndl genäht. Da waren vielleicht 25 Prozent der Frauen mit Dirndl unterwegs. Das war Anfang der 80er-Jahre. Dann war die Landhausmode modern. Jetzt kommt das Dirndl aber wieder. Früher hat man ein Festtagsdirndl für die Hochzeiten gehabt. Und dazu noch ein Baumwoll-Dirndl für´s Bierzelt. Jetzt hat man schöne, farbige Dirndl. Die kann man überall anziehen. Heute hat ja jedes Mädel fünf Dirndl daheim.
 

Wenn jetzt eine Frau in die Trachtenstube kommt und ein Dirndl will – worauf kommt es da an?

Karin: In erster Linie ist natürlich mal die Farbe wichtig. Dann natürlich die Frage, soll es hochgeschlossen oder mit Ausschnitt sein? Soll der Rock kürzer oder länger sein? Und natürlich noch – ganz wichtig – die Passform. Aber was nicht passt, das ändern wir dann halt entsprechend.

Kann jede Frau ein Dirndl tragen?

Karin: Wir haben erst kürzlich einen Fall gehabt, da war eine Dame bei mir im Laden. Sie hat Kleidergröße 54. Sie wollte für eine Hochzeit eine Hose und eine Bluse. Ich habe sie gefragt, ob sie nicht mal ein Dirndl probieren will. Sie meinte, dass ihr das nicht steht. Dann hat sie aber doch eines anprobiert. Wir waren alle ganz begeistert. Sie hat dann selbst gesagt, dass sie immer gemeint hat, dass ihr ein Dirndl nicht steht, dass das aber wirklich richtig fesch ausschaut. Sie war dann echt begeistert.

Barbara: Ich finde auch, dass es eigentlich keine Figur gibt, die nicht für ein Dirndl passt. Ich finde, jede Frau ist fesch in einem Dirndlgwand.
 

Vielen Dank für das Gespräch!

Redaktion: Christoph Grabner

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