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WIENINGER MAGAZIN
Gitti Leitenbacher
Gitti Leitenbacher

Mit Frauenpower die Zukunft der Landwirtschaft gestalten

Gitti Leitenbacher, Vorsitzende des Vereins „Bäuerinnen im Berchtesgadener Land“

Das Berufsbild der Bäuerin gilt bei dem ein oder anderen durchaus als veraltet. Zudem steht die Landwirtschaft immer wieder in der Kritik. Dass es ohne die Landwirtschaft aber nicht geht und dass die heimischen Bäuerinnen und Bauern einen sehr wichtigen Teil für eine lebendige Kultur leisten, wird oftmals ausgeblendet. Deshalb gibt es seit kurzem den Verein „Bäuerinnen im Berchtesgadener Land“. Neun Bäuerinnen aus dem gesamten Landkreis haben sich zusammengetan. Sie sehen sich auch als Kulturbotschafterinnen. Initiatorin und erste Vorsitzende ist Gitti Leitenbacher aus Wimmern bei Teisendorf. Wir haben uns mit ihr unterhalten.

Gitti Leitenbacher
Welche Ziele verfolgt Ihr mit dem Verein?

Wir wollen die Landwirtschaft besser sichtbar machen. Wir als Landwirte haben nur eine Zukunft, wenn wir es schaffen, dass Landwirtschaft und Verbraucher wieder näher zusammenrücken. Das funktioniert aber nur, wenn die Bäuerinnen, die Bauern, aber auch unsere Produkte wieder sichtbarer werden. Wir müssen unsere Produkte und die Höfe erlebbar machen. Mit dem Verein versuchen wir eben, dass wir das befüllen können.

Wird die Landwirtschaft aus Deiner Sicht manchmal auch zu schlecht dargestellt?

Das kommt immer auf die Perspektive an. Die Bauern haben das Gefühl, dass sie zu schlecht dargestellt werden. Die anderen denken, ja, wenn wir was sagen, dann seid ihr sowieso gleich dagegen. Ich glaub, die Wahrheit ist, dass es schon kritische Punkte gibt. Die Landwirtschaft stellt sich denen aber. Das ist oft nicht angenehm. Es wird aber auch immer mal wieder sehr verzerrt dargestellt. Ich erlebe momentan aber auch grad das Gegenteil. Vor allem die Jugend in der Landwirtschaft hinterfragt sehr viel. Da geht’s dann um Fragen wie, 4was ist eigentlich wirklich echt? Was ist wirklich ursprünglich? Und da sehe ich auch unsere große Chance bei uns im Verein, das wieder darzustellen, dieses „Echte“.

Ein Hauptthema des Vereins ist die Ernährung. Was habt Ihr da vor?

Der Schwerpunkt liegt einfach in der Regionalität. Das, was hier wächst, wo wir leben, ist für die Menschen einfach am besten bekömmlich. Am besten mit möglichst wenig fremden Zutaten. Also hauptsächlich das Regionale, das Typische und eben auch die natürliche Verarbeitung. Das ist uns wichtig.

Hast Du ab und zu das Gefühl, dass die Menschen zu wenig Wert auf ihre Ernährung legen?

Teils, teils. Es gibt zum einen schon die, die Wert darauflegen und dann eben auch bereit sind, dafür mehr zu zahlen. Anderen ist es aber eben auch ziemlich egal, Hauptsache der Bauch ist voll. Was wir halt festgestellt haben ist, dass ganz viele einfach nur auf den Preis schauen. Wichtig ist deshalb, dass der Kunde Vertrauen zu uns hat. Dass er weiß, was da drinnen ist, wenn er was kauft. Dann ist er auch bereit, etwas mehr zu bezahlen.

„Essen und Trinken ist das Herzstück kulturellen Lebens“, hast Du bei der Gründung des Vereins gesagt. Wie hast Du das gemeint?

Mir geht’s da um die Esskultur. Das Essen ist doch viel mehr, als dass man sich einfach irgendwas einverleibt. Man lebt Beziehungen, man lebt die Gemeinschaft. Ich merk das jetzt grad bei uns daheim. Wir haben eine Baustelle. Da gibt’s für die Arbeiter auch immer was zum Essen. Auch, wenn das nur ein normaler Bierzelttisch ist, schau ich, dass er schön gedeckt ist. Dass es eine Suppe gibt, eine Vorspeise, eine Hauptspeise, eine Nachspeise. Und ich merke, dass sie das sehr schätzen. Das ist einfach eine Wertschätzung den anderen gegenüber.

Welche Rolle spielt da die Vergangenheit?

Ich nenne da immer gerne als Beispiel die sogenannten Bschoad-Packerl. Die haben wir beim Hopfenzupfen für die Helfer hergerichtet. Das ist etwas, das sich seit Generationen erhalten hat. Das ist Kultur, die wir so wiederbeleben. Natürlich auch immer kombiniert mit was Modernem. Da haben wir zum Beispiel Bienenwachstücher als Bschoad-Tücher hergenommen. Und das haben wir auch beim Wieninger wieder gespürt: Die Helfer haben sich richtig wertgeschätzt gefühlt.

Diese Bschoad-Packerl musst Du jetzt noch etwas näher erklären. Was ist das denn?

Der Begriff kommt von „Bescheid“. Also, wenn man früher mal irgendwo war, zum Beispiel auf einer Hochzeit oder sonst auf einer Festlichkeit und es ist nicht alles zusammen gegessen worden, dann hat man die Reste in ein Tuch rein getan und mit heim genommen. Dann haben die daheim Bescheid, also Bschoad gewusst, was es zum Essen gegeben hat. Das ist die eine Übersetzung. Andere übersetzen es aber auch damit, dass die Brotzeit bescheiden war, also im Sinne von einfach. Das trifft aber beim Wieninger Hopfenzupfen sicher nicht zu. Da haben wir insgesamt 60 Bschoad-Packerl mit richtig guten regionalen Spezialitäten hergerichtet.

Ihr wollt die regionalen Produkte erlebbarer machen. Wie stellst Du Dir das vor?

Da ist die Aktion beim Hopfenzupfen ein gutes Beispiel. Wir wollten ja auch, dass die Leute nicht nur eine Brotzeit bekommen. Da hat uns meine Tochter geholfen. Die ist Mediengestalterin. Sie hat uns dazu eine Produktgeschichte gemacht. Also, so Vergeltsgott-Karten. Damit auch alle wissen, was sie da eigentlich haben. Ich nenns jetzt einfach mal Agrar-Marketing.

Agrar-Marketing – wie ist das denn zu verstehen?

In Salzburg ist der Begriff schon etabliert. Es geht einfach darum, das, was wir machen, auch bekannt zu machen. Mein Mann hat das ganz schön gesagt: „Letztendlich können wir Bauern alles produzieren. Der Engpass ist die Vermarktung.“

Wie viel Luft nach oben ist da noch?

Sehr viel. Wenn man sich mal unseren Landkreis anschaut. Das ist der Wahnsinn, was es hier alles gibt. Wir haben eine unglaubliche Fülle an Produkten. Aber wir bringen´s nicht an den Mann und die Frau. Da müssen wir einfach besser werden.

Gibt´s da auch schon Ideen?

Eine erste Idee haben wir da jetzt mit der Brauerei Wieninger zusammen entwickelt. Wir wollen zum Beispiel künftig in Teisendorf Bauernmärkte veranstalten. Auch mit dem Landratsamt ist eine Zusammenarbeit geplant. Da hat es auch schon was gegeben. Bei einem Besuch der Regierung von Oberbayern sind wir da schon im Einsatz gewesen. Da haben wir die „Riamillebauzein“ gemacht. In Berchtesgaden sind die besser unter dem Begriff Almnussen bekannt. Auch da haben wir wieder auf Karten die Produktgeschichte dazu erzählt. Jeder Gast hat da dann praktisch ein kleines Gastgeschenk bekommen.

Du machst den Eindruck, dass Bäuerin für Dich kein normaler Beruf ist, sondern mehr eine Art Berufung. Lieg ich da richtig?

Das ist wirklich so, weil es einfach so wahnsinnig vielfältig ist und das macht es so spannend. Es ist auch eine Herausforderung. Du arbeitest mit den Tieren, Du bist daheim, Du bist draußen, man sieht die Kinder aufwachsen. Auch der Mann ist daheim. Man arbeitet miteinander. Ich hab da einfach eine unglaubliche Freude daran, wenn man sieht, dass man was entwickeln kann. Da hab ich einfach das Gefühl meinen Beitrag zu etwas Sinnvollem zu leisten.

Blicken wir zum Abschluss noch etwas in die Zukunft. Was glaubst Du: Wo geht der Weg der Landwirtschaft hin?

Ich glaube, dass der Weg in die Diversifizierung geht. Wir können nicht bei der Massenproduktion mithalten. Das wollen wir nicht und das passt auch nicht. Aber wir können sehr gut bei der Diversifizierung mithalten. Also, wenn es um das Spezifische geht. Da können wir unseren Weg gehen. Da sehe ich unsere große Chance und unsere Zukunft. Und: Einen Familienbetrieb, in dem zusammengehalten wird, den bringt niemand um!

Vielen Dank für das Interview!

Redaktion: Christoph Grabner

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