Und wer den Leit‘n Toni aus dem Pongau und seinen Sohn im Sommer beim Hoagart in Neukirchen erlebt hat, konnte kaum glauben, welche Perfektion und Klangvielfalt in diesem Instrument steckt. Eine Ziach steht auch für Kontinuität, denn bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die diatonische Harmonika technisch und klanglich die Form, in der sie, abgesehen von materiellen Verbesserungen, heute noch gebaut wird. Die handwerkliche Fertigung von chromatischen und diatonischen Zuginstrumenten war noch in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts weit verbreitet.

Auch heute sind handgemachte Instrumente wieder gefragt, denn Profis und Liebhaber schätzen Klang und Aussehen der in mühsamer Handarbeit gefertigten Unikate. Industrieware kann hier nicht mithalten. Ein Handzuginstrumentenmacher braucht viel Geduld und Feingefühl, um aus Holz, Leder, Kunststoffen, Textilien und Metall eine Ziach herzustellen. Dazu baut er die Diskantseite beim dreireihigen Modell mit 33, beim vierreihigen mit 46 und seit jüngster Zeit auch mit 50 Melodieknöpfen. In den Diskantkasten werden die Mechanik und die Stimmstöcke mit den Stimmzungen, also das Herzstück der Harmonika, eingebaut. Der Balg als verbindendes Mittelstück ist die Lunge des Instruments. Er besteht aus 15 Balgfalten. Dazu wird gefalteter Karton geschnitten, die Kanten miteinander verbunden, feinstes Ziegenleder eingeleimt, das als Dekor gewünschte Papier aufgeklebt, Metallecken aufgesetzt sowie die Falten mit Kunstleder verstärkt. Das Fundament des Instruments ist die Baßseite mit Tastatur, Luftklappe und dem Führungsriemen. Letztere sind sehr wichtig für die richtige Balgführung, das heißt die richtige Tonbildung auf dem Instrument. Der Federndruck der Tasten kann nach Wunsch jedes Musikers unterschiedlich eingestellt werden.

Die erste Steirische Harmonika wurde in Wien gebaut. Entwickelt hat sie der Klavier und Orgelbauer Cyril Demian. Neben Ziach gibt es noch viele Bezeichnungen für dieses eigenartige Instrument, das hauptsächlich nach dem Gehör erlernt wird und eine gewisse Grundmusikalität erfordert. Manche nennen sie „Knöpferlharmonika“ wegen der vielen Knöpfe, oder „Quetschn“, weil ja immerhin etwas gequetscht wird. Auch Zugorgel, Wanzenpress, Ziachharmonie, Zugin, Harmonie, Faltenradio wurde es im Laufe der Zeit schon genannt. Aber Ziach klingt in Bayern doch am besten!